
Unzufriedenheit, Erschöpfung, Angst: Immer mehr Deutsche sind von negativen Gefühlen geprägt, wie nun auch eine aktuelle Studie der Online-Therapieplattform HelloBetter in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut IPSOS unterstreicht. Aber wovor fürchten sich die Menschen am meisten und woher kommt diese Angst?
Studie zeigt: Jeder Vierte fürchtet eine psychische Erkrankung
Das Ergebnis der repräsentativen Studie ist beängstigend. Sie zeigt nicht nur, dass die Sorgen bei der Hälfte der Bevölkerung in den letzten zwölf Monaten weiter zugenommen haben und sich dies negativ auf ihre Lebensqualität auswirkt, sondern auch dass jeder Vierte eine psychische Erkrankung fürchtet. Die größte Sorge der Bevölkerung ist die Inflation, gefolgt von der politischen Lage im In- und Ausland. Außerdem ist fast jeder Dritte mit seinem Schlaf unzufrieden und jeder Vierte grübelt viel, fühlt sich erschöpft und ohne Energie.
Viele leiden unter hohem Mental Load
Die repräsentative Befragung von 2.000 Menschen zeigt auch, dass die Menschen in Deutschland den Kopf voll haben. Das eigene Leben, Familie, Haushalt, Berufliches und Privates auf die Reihe zu bekommen, belastet über alle Altersgruppen hinweg 27 Prozent der Befragten. 35 Prozent der Befragten aus der Gen Y (Personen zwischen 29 und 43 Jahren) gaben an, unter hohem oder sehr hohem Mental Load zu leiden.
Was sind die Gründe für die Ängste der Deutschen?
Bei der Hälfte der Bevölkerung in Deutschland haben die Sorgen in den letzten zwölf Monaten weiter zugenommen. Doch woran liegt das? "Psychologisch gesehen setzen uns Krisen akut unter Stress, da wir das Gefühl haben, die Kontrolle über die innere oder äußere Situation verloren zu haben", weiß Dr. Hanne Horvath, Psychologin und Mitgründerin der Online-Therapieplattform HelloBetter. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel in Erschöpfung, Nervosität oder Konzentrationsproblemen.
Wenn diese Beschwerden von kurzer Dauer sind, dann ist das normalerweise kein Anlass zur Besorgnis. Doch wer sich über einen längeren Zeitraum von einer Krise oder seinem täglichen Leben überwältigt fühlt, hat ein erhöhtes Risiko ernsthaft zu erkranken.
Wie kann ich mit Krisen und Belastungen im Alltag umgehen?
Dr. Hanne Horvath hat drei Tipps, worauf du im Alltag achten kannst, wenn du dich stark belastet fühlst.
#1 Am Stress wachsen
"Erhöhe deine persönliche Resilienz. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Stress und psychische Krisen zu meistern und sogar an ihnen zu wachsen. Es gibt bestimmte Strategien, auf die man achten kann. Wir können uns zum Beispiel damit auseinandersetzen, wie wir es schaffen, Probleme aktiv zu lösen, anstatt Krisen über uns ergehen zu lassen."
#2 Kontraste setzen
"Das psychische Gleichgewicht im Alltag zu stärken, gelingt unter anderem, indem wir Kontraste setzen. Wenn ich auf der Arbeit viel am Computer arbeite, dann kann es hilfreich sein, in meiner Freizeit genau das Gegenteil zu machen, sprich Aktivitäten in der Natur zu unternehmen, mich körperlich zu betätigen, Menschen persönlich zu treffen. Andersherum kann es für jemanden, der in der Pflege arbeitet und einen hohen körperlichen Arbeitsanteil hat, hilfreich sein, sich zu Hause Ruhe zu gönnen, ein Buch zu lesen und in einem reizarmen Umfeld unterwegs zu sein."
#3 Gute Bindungen pflegen
"Einen weiteren Fokus sollten wir auf unsere Bindungen und Beziehungen legen. Es geht nicht darum, übermäßig viele soziale Bindungen zu haben, sondern darum, dass sie uns gut tun."
Hier gibt es Hilfe
Falls diese Strategien nicht mehr greifen und du zunehmend unter Druck gerätst, eine Krise für einen längeren Zeitraum unverändert ist oder du depressive Symptome hast, ist ein Besuch bei einem Arzt oder einer Ärztin ratsam.
Unter den Rufnummern 0800 1110111 und 0800 1110222 bekommen Erkrankte und Angehörige Soforthilfe beim Krisentelefon der "TelefonSeelsorge". Die Hotline ist täglich 24 Stunden erreichbar, anonym und kostenlos. Die "TelefonSeelsorge" bietet auch Mail-, Chat- und Vor-Ort-Beratungen an.
Quelle: HelloBetter