Es ist wie ein Déjà-vu. Während in den USA noch letzte Stimmen der Präsidentschaftswahl ausgezählt werden, schwenken die Republikaner bereits triumphierend mit ihren Nationalflaggen. Sie haben Grund zu feiern: Der Wahlsieger steht fest. Er lautet Donald Trump. Mit ihm zieht also ein 78-jähriger, nachweislich lügender, verurteilter Straftäter mit menschenverachtenden Positionen zurück ins Weiße Haus. Es fühlt sich für mich als Frau wie eine Bestrafung an.
Donald Trump gewinnt die Wahl zum US-Präsidenten: Es fühlt sich an wie die Höchststrafe für uns Frauen
Wohin zieht ein verurteilter Straftäter normalerweise? Richtig, ins Gefängnis. In den USA scheinen gerade andere Regeln zu gelten. Zumindest für Donald Trump, der darf nämlich wieder regieren. Die Wut, die in mir hochstieg, als ich heute Morgen die ersten Hochrechnungen sah und sich die Swing States (also die Staaten, in denen die Wahl sowohl republikanisch als auch demokratisch ausgehen kann) nach und nach rot färbten, können viele Frauen und marginalisierte Menschen auf der ganzen Welt nachvollziehen.
Nun ist es also tatsächlich wahr geworden: Donald Trump wurde zum US-Präsidenten gewählt. Nicht nur auf wirtschafts- und friedenspolitischer Ebene kann das fatale Folgen haben. Besonders für Menschen, die Diskriminierung erfahren, könnte die Lage nun noch prekärer werden. Wenn sich einer der politisch mächtigsten Männer der Welt völlig scham– und konsequenzlos über Frauen mit Sätzen wie "Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie es zu. Du kannst alles machen" äußern darf, dann ist nämlich nicht nur der nächste sexistische Stammtischspruch legitimiert. Es verharmlost sexuelle Übergriffe und normalisiert misogynes Verhalten im großen Stil.
Ich wohne nicht in den USA, darf dort nicht wählen und kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie die Lebensrealität für die Frauen aussieht, die nun mit Trumps erneuter Präsidentschaft leben müssen. Trotzdem fühlt sich Trumps Sieg auch für mich wie eine furchtbare Niederlage an. Die Freiheit von Frauen in den USA wird durch seine Präsidentschaft maßgeblich eingeschränkt. Das strikte Abtreibungsverbot ist in 14 Staaten der USA bereits bittere Realität und könnte sich unter Trump noch weiter verschärfen. Fakt ist: Frauen, denen bestimmte Gesundheitsleistungen selbst in lebensbedrohlichen Situationen verwehrt werden, können sterben. Wenn Ärztinnen und Ärzte in Notfällen erst überlegen müssen, ob und wie sie einer schwangeren Frau helfen dürfen, weil sie sonst mit rechtlichen Konsequenzen rechnen müssen, ist das für die Patientinnen lebensgefährlich.
Reproduktive Rechte sind ein wichtiger Meilenstein der Emanzipation. Frauen müssen die Wahl haben und über ihren eigenen Körper entscheiden dürfen. Nicht der Staat – und schon gar nicht ein verurteilter Sexualstraftäter wie Donald Trump – hat hier mitzureden. Was für ein Hohn für uns Frauen.
"Alles, aber bloß keine Frau"
Ich habe nach dieser Wahl ein ganz mulmiges Gefühl im Bauch – den republikanisch wählenden Amerikanerinnen und Amerikanern scheint nämlich alles egal zu sein. Hauptsache, es wird keine Frau zur Präsidentin gewählt. Schon gar keine Schwarze Frau. Der Wahlkampf hat gezeigt: Ihr Kandidat kann eigentlich machen, was er will. Er kann lediglich "Konzepte eines Plans" für seine Legislaturperiode aufweisen, er kann gefährliche Lügen über Migrantinnen und Migranten im Live-Fernsehen erzählen und er kann Frauen, die eine Abtreibung durchführen lassen, mit Bestrafung drohen. Gewählt wird er trotzdem.
Die Huldigung gegenüber Trump fühlt sich an wie ein verquerer Kult. Kein Skandal, keine menschenverachtende Aussage, kein peinlicher Auftritt kann seine Anhängerschaft davon abhalten, ihn bedingungslos zu unterstützen. Ich habe so viele Fragen im Kopf. Was bedeutet seine Präsidentschaft diesmal für Frauenrechte in den USA? Welche Auswirkungen kann das auch international haben? Und was muss eigentlich erst passieren, damit Menschen sich nicht mehr derartig blenden lassen? Die Beklemmung, die diese Wahlentscheidung in mir auslöst, gipfelt gerade in einem Gefühl von Freiheitsentzug. Haben Frauen nicht genug durchgemacht?
Vor Gericht wurde er kürzlich noch selbst verurteilt, nun darf er bald wieder über die Frauen seines Landes urteilen. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden vier Jahre so wenig rückschrittlich wie möglich überstanden werden.