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Mailand Design Week: Wie Valentin Elias Renner mit seiner Kunst Menschen verbindet

Kunst, die verbindet! Im Interview spricht Valentin Elias Renner über die Essenz seiner Werke, warum sie nicht jedem gefallen müssen – aber was sie stattdessen bewirken sollen – und über die Wichtigkeit von Mode.

 

In einem Atelier in Hamburg entstehen die Werke des deutschen Künstlers Valentin Elias Renner.© PR

Vernetzt wird sich jeden Tag. Wenn eine Textnachricht oder ein Anruf von A nach B geht, entsteht ein unsichtbares Band, das zwei Menschen miteinander verbindet. Dadurch kreieren wir täglich unendlich viele Verknüpfungen. Verknüpfungen schafft auch Valentin Elias Renner, allerdings offline und mit Nagel und Garn. Mit einem Hammer schlägt der deutsche Künstler die Nägel unterschiedlich angeordnet auf einen Untergrund und verbindet diese dann mit den Fäden – mal einfarbig, mal bunt. Durch die komplexe Technik entsteht seine Kunst, die auch als String Art bekannt ist. 

Anlässlich der Milan Design Week haben wir Valentin Elias Renner vor Ort zum Interview getroffen, wo er für das Event "Connecting Sensations by Ploom" neben fünf weiteren Künstlern aus aller Welt eines der sogenannten "Front Panel" designen durfte. 

GRAZIA: Deine Kunst hat zuerst als Hobby gestartet. Wie kamst du auf die Technik?

Valentin Elias Renner: Ich war 2018 auf meiner ersten großen Reise in Südostasien und ich wollte eine Karte schaffen, auf der ich jeden Ort festhielt, an dem ich war. Deswegen habe ich auf Holz eine Weltkarte gezeichnet und in jedes bereisten Land einen Nagel geschlagen. Das mache ich übrigens noch heute. Es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich irgendwann große Gesichter entstehen lassen habe und dann bin ich immer abstrakter geworden.

Wie wählst du deine Farben aus und lässt du dich manchmal von Trends beeinflussen?

Ich möchte auf gar keinen Fall nach dem Markt malen. Trotzdem lässt man sich unbewusst beeinflussen, genauso wie von Modetrends. Plötzlich findet man Sachen cool, die man vor zwei Jahren gar nicht mochte. Aber ich glaube, ich habe einen ganz guten Weg gefunden. Ich habe sehr monochrom angefangen und werde jetzt immer bunter. In meiner Serie "Spectra" geht es beispielsweise um Farbexplosionen und das ganze Spektrum verschiedener Töne.

Du hast gerade das Thema Mode angesprochen und du arbeitest mit Garn. Beeinflussen sich dein Kleidungsstil und deine Kunst gegenseitig?

Wenn man Künstler ist, ist der große Blick ganz wichtig. Denn Menschen kaufen letztendlich von einem Menschen. Wenn da jemand ist, den man modisch spannend findet, ist das ein Aufhänger und eine gute Verbindung zur Kunst. Außerdem ist bei mir die Materialität sehr ähnlich. Ich arbeite teilweise mit Stoffen und mit Garn, welche aus der Textilindustrie kommen.

Was war deine Inspiration hinter dem Front Panel, das du für Ploom designen durftest?

Der Prozess war erstmal eine Herausforderung, denn meine Kunst ist sehr haptisch und dreidimensional. Deswegen musste ich erstmal rätseln, wie ich das auf ein Objekt transferiere. Ich habe angefangen, meine Originalkunstwerke abzufotografieren und auf mein iPad zu ziehen, wo ich sie etwas verformt habe. Irgendwann habe ich angefangen, direkt auf dem Objekt meine Formen zu zeichnen und das hat auch ganz gut funktioniert.
 

Ein kleines Kunstwerk für die Handtasche. Was möchtest du eigentlich mit deiner Kunst auslösen, wenn Leute sie betrachten? 
 
Ich finde es vor allen Dingen spannend, erstmal Mäuschen zu spielen, wenn Leute meine Kunst betrachten, und sie selbst Assoziationen aufrufen zu lassen. Ein paar meiner Serien haben aber tatsächlich eine Message. Zum Beispiel geht es bei "Stratare" um Wege, die sich kreuzen. Menschen, die man trifft. Entscheidungen, die wegweisend sind. Denn große Entscheidungen fühlen sich für mich persönlich immer sehr schwer an.

Hast du schon mal eine Entscheidung getroffen, die du bereut hast?

Ja, tausende. Wobei ich im Nachhinein zufrieden bin, wo ich heute stehe. Also vielleicht war alles richtig so. 

Wir befinden uns gerade beim Event namens "Connected Sensations". Wie connectet deine Kunst die Menschen? 

Kunst hat keine Sprache. Jeder kann in sie etwas anderes reinlesen. Du kannst sie schön finden, oder nicht. Sie kann dich traurig machen, oder nicht. Aber wichtig ist, dass es irgendwas mit einem macht. Ich finde es toll, wenn sich wildfremde Personen vor meinen Bildern treffen und anfangen, über Sachen zu reden. So schaffe ich neue Verknüpfungspunkte zwischen Menschen, die sich davor nicht kannten.

Also verknüpfst du nicht nur Nägel miteinander, sondern auch Menschen. Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch, lieber Valentin.