Ich bin Joanne. Meine Freundin ist Joanne und meine Arbeitskollegin auch. Wir alle können uns in Teilen mit der aktuell viel diskutierten Hauptfigur des Netflix-Schlagers "Nobody Wants This" identifizieren. Joanne ist "viel" – sie ist laut, komplex und impulsiv. Wieso ich hoffe, dass wir uns als Frauen alle noch ein paar Scheiben mehr von der Serien-Protagonistin abschneiden, erzähle ich hier.
Netflix-Hit "Nobody Wants This": Wieso Joanne jeder Frau guttut
Zugegeben, die Handlung der Serie "Nobody Wants This" ist so simpel wie alt: Frau verliebt sich in Mann und umgekehrt, die Liebe darf aus irgendeinem Grund aber nicht sein. Der Grund diesmal: Sie ist Agnostikerin, er ist Rabbiner. Joanne lebt in Los Angeles und betreibt mit ihrer Schwester einen Podcast über Sex. Sie ist nicht perfekt, sondern eben komplex, vielschichtig, unbequem und manchmal sind ihre Handlungen nicht nachvollziehbar. Sie ist eben ein Mensch. Für viele Zuschauende scheint Joanne aber nicht die "ideale" Frau zu verkörpern. Stattdessen wird sie als nervig, neurotisch oder hysterisch abgestempelt. Klingt sexistisch? Ist es auch!
Medial wird die Serie gerade überall besprochen, dabei steht allerdings Joanne's Mann der Begierde Noah meist im Mittelpunkt. Nicht zu Unrecht, schließlich ist seine Figur erfrischend reflektiert, emotional intelligent, mit seiner Männlichkeit im Einklang und einfach eine waschechte "Green Flag". Doch ich finde, dass wir mindestens genau so viel von Joanne lernen können.
Die misogyne Trope von der modernen, heterosexuellen, normschönen, enorm emotionalen Frau, die leider immer "too much" für Männer ist, wird in der Serie zwar bedient – sie wird aber durch die Liebesgeschichte mit Noah aufgelöst. Damit möchte ich nicht sagen, dass "Nobody Wants This" nur eine weitere RomCom ist, in der Frau von Mann gerettet oder ihre Art durch ihn validiert wird. Viel mehr zeigt die Serie jungen Frauen, dass sie gerne "viel" sein dürfen – also Raum einnehmen, eine laute Stimme haben, ihre Meinung sagen und dabei Ambivalenz zulassen. Sie werden trotzdem – oder gerade deshalb – geliebt.
Lass es dir gesagt sein: Wenn ein Mann dich kleinhalten will, weil er findest, dass du "too much" bist, ist dieser Mann nicht für dich. Es gibt sie, die Männer die von deiner Art nicht eingeschüchtert sind und vor denen du keine Angst haben musst, dich so zu zeigen, wie du bist. Siehe Noah.
So bringst du deine innere Joanne zum Strahlen
Joanne steckt also in jeder von uns. Wie aber bringen wir sie auch zum Vorschein? Indem wir unsere Stimme erheben, indem wir Eigenschaften wie die von Joanne embracen und indem wir uns gegenseitig als Frauen unterstützen.
Beim nächsten Mal, wenn in deinem beruflichen Umfeld eine Frau zum Beispiel als "bossy" bezeichnet wird, mache auf die Doppelmoral aufmerksam: Einem lauten Mann wird Führungsstärke attestiert, einer lauten Frau emotionale Instablität.
Ich für meinen Teil möchte nicht "anders als andere Frauen" sein". Ich liebe es, wenn Frauen "a lot" sind und ich hoffe, zukünftig noch mehr von meiner inneren Joanne zu zeigen. Besonders vor Männern.