Exklusiv

Sarah Jessica Parker im Interview: "Ich habe noch nie 'Sex and the City' geschaut"

Wie bitte?! Kaum zu glauben, was die Frau, die jeder auf dem Planeten als Carrie Bradshaw kennt, das gesteht. Im Exklusiv-Interview verrät Sarah Jessica Parker uns aber noch mehr Erstaunliches ... 

Text: Anja Noltenius

Sarah Jessica Parker
Sarah Jessica Parker ist übrigens das Gesicht von Zalandos neuester Kampagne.© PR, Zalando

Stell dir vor, du sitzt an einem Sonntagnachmittag in deiner Wohnung und Sarah Jessica Parker ruft an. "Hallo? Kannst du mich hören? Hallo?" Die "SATC"-Ikone ist tatsächlich direkt am Telefon (und wir hören sie sehr gut), kein Management, kein Agent, der das Interview einleitet, wie es sonst üblich ist. Außergewöhnlich ist auch, dass sich der Star erstmal bedankt, bevor das Gespräch losgeht. 

"Ich weiß es zu schätzen, dass du dir an einem Sonntag die Zeit nimmst", sagt Parker, die kurz vor ihrem 60. Geburtstag das brandneue Kampagnengesicht des Onlineshops Zalando geworden ist. "Ich hoffe, ich habe dein Wochenende dadurch nicht zu sehr beeinträchtigt."

Beeinträchtigt? Quatsch, bereichert! Parker hat im Vorfeld darum gebeten, dass die Kameras bei unserem Call ausgeschaltet bleiben. Da das Motto der Zalando-Kampagne "What do I wear?", also "Was zieh ich an?", lautet, fragen wir doch direkt mal, in welchem Outfit sie den Sonntagvormittag verbringt. 

Es soll ja bei unserem Talk um Mode gehen. Verrätst du uns, was du gerade anhast?

Ein Nachthemd aus Baumwolle! Ich habe keinen einzigen Pyjama, aber viele, viele, viele alte Baumwollnachthemden. Manche besitze ich schon seit 20 Jahren oder länger und einige von ihnen habe ich schon geflickt: Träger um- und Knöpfe wieder angenäht, die Ränder der Rüschen ausgebessert. Das mache ich gerne.

Würdest du darin auch das Haus verlassen? 

Ein einziges Mal habe ich eins meiner Kinder morgens im Nachthemd zu einer Verabredung gefahren und dabei gebetet, dass ich nicht aus dem Auto aussteigen muss. Ich könnte eigentlich damit leben, im Nachthemd aus dem Haus zu gehen, aber ich möchte meine Kinder nicht in Verlegenheit bringen. Mir war das damals jedenfalls peinlich ... 

Ach, du sprichst aus Erfahrung? 

Als ich klein war, setzte sich meine Mutter im Pyjama, Bademantel und Hausschuhen hinters Steuer. Ich dachte nur: Hoffentlich sieht das keiner! Es liegt in der Verantwortung von Eltern, nichts zu tragen, was die Kinder in Verlegenheit bringen könnte. 

Bedienen sich deine 15-jährigen Zwillingstöchter Marion und Tabitha schon an deinem Kleiderschrank? 

Leider nicht! Sie leihen sich ab und an mal eine schöne Strickjacke, einen hübschen Stoffmantel oder kleine Taschen. Sie haben nicht so viele Gelegenheiten, sich schick zu machen, und tragen dann lieber ihre eigenen Sachen. Ich finde es so schade, dass wir nicht einmal die gleiche Schuhgröße haben – das hatte ich ganz anders geplant. Sie passen einfach nicht in meine Schuhe, das finde ich wirklich traurig. 

Der Schuh ist wie das Satzzeichen am Ende eines Satzes. 

Sarah Jessica Parker

Du hast mal gesagt, dass Schuhe das wohl persönlichste Kleidungsstück sind.

Mein Kleiderschrank ist nicht so verrückt, wie man meinen könnte, und ich habe auch gar nicht so viele Sachen. Ich trage sehr gerne Kleider und die meisten von ihnen habe ich schon sehr lange. Da ist der Schuh dann das Piece, das sie zu etwas Besonderem macht. Er steht an erster und letzter Stelle, manchmal beginne ich das Styling sogar mit ihm, und er schließt es immer ab. 

Arbeitest du gar nicht wie viele deiner Schauspielkolleginnen mit einem Stylisten zusammen?

Um ehrlich zu sein, habe ich schon seit vielen, vielen, vielen Jahren keinen mehr. Die letzten, mit denen ich zusammengearbeitet hatte, sind irgendwann weggezogen, und ich habe in New York niemanden gefunden und irgendwann aufgehört, zu suchen. Ich suche alles selbst aus, sogar meine Looks für die Met-Gala.

Kriegst du da manchmal die Krise vor dem Kleiderschrank, weil du nicht weißt, was du anziehen sollen? 

Ich kann mich an keine Krise erinnern. Aber ich kam schon mal von einem Event nach Hause und konnte ein Kleid nicht mehr ausziehen. Das Dress war dem Designer sehr wichtig, und ich war allein zuhause und kam nicht mehr aus dem Kleid heraus.

Das ist ja wie in der "Sex and the City"-Folge, als Samantha den Zipper ihres Kleides nicht öffnen kann und extra ihren Lover anrufen muss, damit er es ihr auszieht!

Das weiß ich nicht mehr. Jedes Mal, wenn jemand etwas aus der Serie erwähnt, ist das für mich sehr seltsam. Ich habe die Episoden nie gesehen.

Wie bitte?!

Ganz am Anfang habe ich noch in ein paar Folgen reingeschaut, um mir Notizen zu machen, aber dann konnte ich es irgendwie nicht mehr ertragen, mich da zu sehen. Deshalb fällt es mir schwer, mich zu erinnern. Ich vertraue also mehr auf dein Gedächtnis als auf mein eigenes. 

Ich sage immer, es gibt zu jeder Situation im Leben eine "Sex and the City"-Folge ...

Im Writer’s Room, also dort, wo die Drehbuchautoren zusammenkommen, gab es eine Regel: Es wird nichts in die Serie geschrieben, das nicht mindestens einer Person im Raum passiert ist. Also ist wirklich alles – jedes Thema, das diskutiert wird, jedes Ereignis, das stattfindet, jeder Handlungsstrang – mindestens einer Person tatsächlich passiert. 

So wie dir also die Sache mit dem Kleid. Wie kamst du da denn wieder raus?

Ich musste mich aus dem Kleid herausschneiden! Ich war sehr vorsichtig und habe mich bemüht, so zu schneiden, dass das Dress auch wieder geflickt werden kann. Das ist die größte Krise, an die ich mich erinnere – jedenfalls mehr als an irgendeine Reaktion von irgendjemandem, der etwas zu meinem Look gesagt hat, was bei mir Verlegenheit oder Hysterie oder so ausgelöst hätte.

Kümmert es dich denn, was andere über deine Outfits denken?

Ich mache mir darüber keine Gedanken. Sicher gibt es Dinge, die ich auf der Leinwand oder im Leben getragen habe, gegen die jemand etwas einzuwenden hat. Aber was soll ich machen? In meinem Gedächtnis ist kein Platz für Fehler. Ich habe jedes Outfit genossen, bei Dreharbeiten und bei Events. 

Das passt zum Motto der Zalando- Kampagne "Dress how you feel": Kleide dich, wie du dich fühlst. 

Absolut – und das ist auch der Grund, warum ich die Kampagne so liebe: Sie ermutigt Menschen, weniger nach links und rechts zu schauen, weniger auf andere. Wenn wir mutig sind oder uns selbstbewusst fühlen, tun wir automatisch das, was für uns richtig ist. 

Das hätte auch ein Carrie-Bradshaw-Zitat sein können.

Ich bewundere ihre spielerische Art, sich zu stylen. Es hilft, in den Charakter zu schlüpfen. Aber ich muss das nicht alles in mein Leben integrieren. Ich bin nicht Carrie Bradshaw. 

Carrie Bradshaw hat eine Menge mutiger Entscheidungen getroffen! Das ist Teil ihrer Natur und ihrer Persönlichkeit. Und ich glaube nicht, dass es ihr wichtig ist, was andere darüber denken. Sie kleidet sich viel gewagter, als ich es jemals getan habe oder tun werde. 

Sarah Jessica Parker
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